Noch vor wenigen Jahren…
waren Patienten erleichtert, wenn sie Antibiotika verschrieben bekamen. Denn dann waren sie sicher, dass sie schnell wieder gesund würden. Diese scheinbare Sicherheit holt jetzt viele Ärzte und Patienten ein, weil Bakterien sich nicht einfach so abtöten lassen. Trotz dieser Erkenntnis scheinen Ärzte aber bisher noch nicht viel dazugelernt zu haben.
Die erschütternden Fakten
Studie 1
Forschende der Oregon State University haben untersucht, in welchen Fällen und wie häufig Antibiotika von Zahnärzten verschrieben wurden, denn 10 % aller Antibiotika werden von Zahnärzten verschrieben. Hauptsächlich ging es dabei um die Jahre 2011-2015, in denen fast 170.000 Rezepte verschrieben worden waren. 90 % dieser Verschreibungen hatten prophylaktische Gründe – es lag also keine Entzündung vor.
Vorsorgliche Verschreibungen sind aber laut zahnärztlichen Leitlinien nur zu bedenken, wenn der Patient unter einer bestimmten Herzerkrankung leidet oder eine Immunschwäche hat. Außerdem könne man unter bestimmten Umständen bei Patienten, die in Kürze ein künstliches Gelenk eingesetzt bekommen, vorsorglich ein Antibiotikum geben. Denn die Gefahr sei zu groß, dass entzündungsförderliche Bakterien z. B. beim Zahnfleischbluten in den Blutkreislauf gelangen und anschließend am operierten Gelenk eine Entzündung auslösen. Zur Prophylaxe gab und gibt man diesen Patienten also ein entsprechendes Antibiotikum. Seit vielen Jahren jedoch weiß man, dass der Nutzen, den man sich von dieser Art der Behandlung erhofft hatte, die „Kosten“ – nämlich die negativen Auswirkungen von Antibiotika auf den ganzen Körper – deutlich unterschreitet. Eine entsprechende Empfehlung der Expertengruppe Infektionen der Swiss Orthopaedics rät daher, den Einsatz von Antibiosen gründlich zu überprüfen und Alternativen vorzuziehen.
Studie 2
Eine zweite schockierende Studie kommt ebenfalls aus den USA. Dabei ging es um Kinder im Alter von 1 bis 6 Jahren, die an einer ambulant-erworbenen Lungenentzündung erkrankt waren, diese aber zu Hause auskurierten. Es handelte sich also um leichte Lungenentzündungen, die entweder durch Viren oder Bakterien hervorgerufen werden. Die Empfehlungen für Ärzte, wie die Patienten behandelt werden sollten, wurden 2011 so formuliert: Röntgen-Aufnahmen sollen wegen der Strahlenbelastungen nur in begründeten Fällen genommen werden. Routine-Blutuntersuchungen bringen keinen ausreichenden Nutzen, daher sollen sie auch nur in begründeten Fällen durchgeführt werden. Ebenso wird von Antibiotika-Gaben abgeraten, da leichte Lungenentzündungen bei Kindern auch von Viren verursacht werden können. Gegen diese würden Antibiotika nicht nur unwirksam sein, sondern das Immunsystem weiter schwächen. Diese Richtlinien sind in ähnlicher Weise auch für Deutschland formuliert. (Unsere Quellenangaben finden Sie unten.)
Die amerikanischen Wissenschaftler werteten dazu Daten aus den Jahren 2008-2015 aus, in denen mehr als 6 Millionen Kinder an ambulant-erworbener Pneumonie erkrankt waren. Bei 8,6 % der Patienten wurden umfangreiche Blutuntersuchungen angeordnet und bei 43 % wurde der Brustkorb geröntgt – entgegen der Empfehlungen. Aber noch eindrucksvoller ist die Zahl der Antibiotika-Verordnungen: Fast 74 % der Kinder erhielten ein Antibiotikum.
Diese Zahl sank auch nach den Richtlinien von 2011 nicht!
Woran liegt diese leichtsinnige Antibiotika-Gabe?
Hier kann man nur spekulieren und Spekulationen bringen selten Fortschritt. Daher können sich Patienten und Eltern nur selbst informieren, bzw. kritisch nachfragen, ob wirklich ein Antibiotikum nötig ist. Denn meist ist das Immunsystem bei gesunden Kindern so intakt, dass es die typischen Symptome wie Fieber hervorbringt und selbst mit den Erregern fertig wird. Fieber unterstützt bei einer leichten Lungenentzündung das Immunsystem massiv. Lesen Sie hier, warum Sie Fieber bei sich und Ihrem Kind nicht unterdrücken sollten.
Außerdem haben wir Ihnen hier vorgestellt, wie es wirklich um die Gesundheit unserer Kinder steht.
Fazit
Ein gesunder Körper mit einem gesunden Immunsystem – auch der eines Kindes – kann in der Regel mit einer Mandelentzündung und auch mit einer leichten Lungenentzündung umgehen, ohne dass sofort ein Antibiotikum gegeben werden muss. Hier bleibt aber die Frage offen, wie gesund unsere Kinder und auch wir noch sind. Besonders, wenn man auch Nahrungsmittelbelastungen durch Umweltgifte und auch Antibiotika in der Tierzucht schaut. Gerade in der Tierzucht ist vor Kurzem bekannt geworden, dass die Antibiotika-Gabe besonders bei Geflügel in den vergangenen Jahren nicht reduziert wurde. Bei Rindern und Schweinen nur geringfügig. Daher sollte man besonders verarbeitete Nahrungsmittel meiden und generell mehr auf eine gesunde und ausgewogene Ernährung achten.
Falls Sie sich doch für ein Antibiotikum entscheiden müssen, sollte deshalb immer ein Wiederaufbau der Darmflora, z.B. mit Probiotika und eine Stärkung der Darmwandbarriere, z. B. mit Natur-Zeolith angestrebt werden.
Gibt es auch natürliche Antibiotika?
Glücklicherweise ja! Folgende sekundäre Pflanzenstoffe haben laut DGE eine antibiotische Wirkung:
Flavonoide aus Äpfeln, Birnen, Trauben, Kirschen, Pflaumen, Beerenobst, Zwiebeln, Grünkohl, Auberginen, Soja, schwarzem und grünem Tee
Sulfide aus Zwiebeln, Lauch, Knoblauch, Schnittlauch
Saponine aus Hülsenfrüchten, Soja, Spargel, Hafer, Lakritze
Quellen:
https://jamanetwork.com/journals/jamanetworkopen/fullarticle/2734798